Fantasizing the Sharing
Es gab einmal eine Zeit, in der es gerade den Menschen in westlichen Gesellschaften absolut leicht fiel, alles mit allen und von allen in jeglichen Räumen des Gemeinsamen zu teilen. 2022 zeigt, dass eine solche Leichtigkeit des Teilens keine Selbstverständlichkeit ist. Sein Scheitern bringt uns zu Fantasien vom Teilen: Teilen ist Dialektik – Teilen kann mitteilen, teilhaben, Bestandteil sein bedeuten. Gleichzeitig heißt Teilen: Zerteilen, Differenzen feststellen, festsetzen, Besitz wahren oder (neu) aushandeln.
Wir möchten mit unserem Beitrag Teilungsprozesse diskutieren, die im Jahr 2021 im Symposium Tanzen / Teilen. Sharing / Dancing von der Gesellschaft der Tanzforschung (gtf) hätten diskutiert werden sollen, das – ganz im Sinne der Dialektik – nie stattgefunden hat. Aus dem Nicht-Teilen einer Tagung entsteht gerade ein Buchprojekt. Es beleuchtet Entwicklungen in interdisziplinären und globalen Kontexten, indem es fragt: Welche Phänomene, welche Praktiken und welches Verständnis des Sharings (im Tanz) lassen sich auf globaler und geopolitischer Ebene beobachten, diskutieren, befragen, fördern?
Die gtf stellt diesen Band vor und lädt zu einer offenen Runde im Fish-Bowl Format ein: Sind Potenziale des Teilens nicht immer auch Fantasien vom Teilen? Welche (unerfüllten) Wünsche an das Teilen prägen unser Tun und Reden über das Teilen?